Von Cowell nach Esperance

    In Cowell auf dem Caravanpark sind wir fasziniert von der Ausrüstung der Caravan-Reisenden. Neben einem gewaltigen Wohnwagen der standardmässig von einem Toyota Land Cruiser gezogen wird, ist auf beinahe jedem Zugfahrzeug auch noch ein kleines Aluminiumboot montiert. So reist man dann vom 2500 km nördlich gelegenen Queensland zum Krabben und Fische fangen nach Süden. Viele bleiben dann aber gleich für einige Monate vor Ort und frönen ihrem Hobby.

     

    Nach einem Ruhetag wollen wir weiter nach Port Lincoln. Um uns langsam an etwas längere Fahrradtage zu gewöhnen wollen wir die anstehenden 167 km in einem Tag fahren. Der Wind weht an diesem Morgen von der Seite. Wir kommen vorerst gut voran. Die letzten 30 km vor Port Lincoln werden dann doch noch etwas härter da wir einerseits gegen den Wind fahren und die Temperaturen an diesem Tag etwas höher sind (vermutlich so um die 37 Grad). Als Belohnung verbringen wir dann einen weiteren Ruhetag in PL. Der Zeltplatz liegt direkt am Meer, das Wasser ladet zum Bade. Als wir aber mitbekommen dass etwas weiter vor der Küste ein Muscheltaucher von zwei Haien zerfleischt wurde lassen wir es dann doch sein mit dem Baden und erfreuen uns stattdessen an den vielen Pelikanen auf dem Bootssteg.

    Mit SE-Wind, das heisst mit Rückenwind, „fliegen“ wir entlang der SW-Küste der Eyre Peninsula. In Elliston finden wir zur Abwechslung wieder einmal einen tollen Zeltplatz mit viel Gras und Bäumen. Hier lernen wir auch Peter, ein Schweizer, seit zig Jahren in Australien lebend, und seine Frau Val kennen. Auch Sie beide sind Vertreter der Fischerzunft und verbringen einige Wochen im etwas kühleren Süden. Sie reisen, wie auch wir, am folgenden Tag nach Streaky Bay weiter und laden uns spontan zum Essen ein.

    Einige Kilometer nach Elliston halten wir bei einer „Roadside Bakery“, einem Brotverkauftsstand an um uns etwas feines zu kaufen. Als wir uns wieder auf den Sattel schwingen wollen kommt ein Radfahrer angerollt. Wir lernen Bernd den Einzelgänger aus dem Ruhrpott kennen. Gemeinsam fahren wir an diesem Tag nach Streaky Bay. Bernd will in vier Monaten von Melbourne nach Perth reisen.

    Bei Peter und Val kommen wir an diesen Abend in den Genuss von frisch gefangenen Krabben. Etwas unbeholfen kratzen wir das zarte Fleisch aus den harten Schalen. Wir diskutieren bis spät in den Abend hinein über die Schweiz und Australien. Von Streaky fahren wir zusammen mit Bernd nach Ceduna und entschliessen uns zusammen in die Nullarbor zu starten.

    In Ceduna besuchen wir die dortige Wombat Station. Hier werden Waisenwombats grossgezogen und dann entweder ausgewildert oder in Zoos gebracht.

    Nach einem Grosseinkauf im Foodland von Ceduna, wir füllen unsere Taschen mit Essen für 10 Tage, starten wir dann am Morgen des 2 März in Richtung Westaustralien. Die Fünftages Wetterprognose verspricht uns starken Rückenwind und milde Temperaturen.Wir nützen die Gunst der Stunde und starten gleich mit einer 200 km Etappe. Kurz vor dem Nundroo Roadhouse holen wir zwei ältere Kanadier auf dem Fahrrad ein. Einer der beiden feierte am Folgetag seinen 74-igsten Geburtstag. Wir holen uns beim Roadhouse eine Ladung Wasser und campieren in der Nähe des geschlossenen Yalata Roadhouses im Busch.

    Die zweite Etappe wird etwas kürzer „designet“. Wir nehmen uns vor an einer Stelle zu übernachten wo die Strasse nahe an den Klippen am Meer vorbeiführt. Wasser tanken wir an diesem Tag beim Nullarbor Roadhouse. Der Ausblick von den Klippen ist zwar spektakulär, aber leider auch der Wind an den Kliffs. Mit etwas Suchen finden wir schlussendlich mehr oder weniger gut windgeschützte Plätze hinter den Sanddünen.

    Bis jetzt hat sich die Nullarbor erstaunlich abwechslungsreich gezeigt. Nichts da von monotoner Halbwüste und keine Bäume wie der Name verspricht. Lediglich ein relativ kurzes Stück in Südaustralien zeigt sich relativ baumlos, wobei aber die Bezeichnung „baumlos“ vom Betrachtungsstandpunkt abhängig ist. Durch die Niederschläge der letzten Zeit zeigt sich aber die ganze Nullarbor als sehr grün. Auch das Wetter ist nicht wie man es uns unzählige Male vorgebetet hat. Keine 50 Grad und Vögel die dadurch tot vom Himmel fallen. Das wohl grösste Ammenmärchen das uns die Australier immer wieder erzählt hatten ist aber dass der Wind die meiste Zeit des Jahres von Westen her wehen soll..wer nur einmal hier durchgefahren ist und sich die Bäume angeschaut hat weiss dass dem nicht so ist. Auch das Verkehrsaufkommen ist sehr moderat. Die Strassen sind breit und die Lastwagen überholen mit gebührendem Abstand.

    Alle folgenden Abende verbringen wir von nun an auf den „Caravan Parks“ der Roadhouses. Mundrabilla, Cocklebiddy, Caiguna und Balladonia heissen die wunderbaren Plätze mit Dieselgeneratoren und brummenden Lastwagenmotoren.

    Eine besondere Attraktion war jeweils Bernds „Dinner for One“ Vorstellung nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten. Es vergingen jeweils keine fünft Minuten und Bernd stolperte zum ersten Mal über die hintere Zeltschnur unseres Zeltes. Dies wiederholte sich dann immer einige Male mit seiner mittlerweile legendären Aussage: „Mesch bin ich bescheuert!“... naja, wo er Recht hat hat er Recht...hehe.

    Der Höhepunkt der Nullarbor Durchquerung kam dann zu guter Letzt: Die Frazer Range Station. Ursprünglich eine Sheep Station, zur Zeit aber primär ein Caravan Park mit Cabins. Die Station ist eher klein für australische Verhältnisse, nimmt aber immerhin ca. 1/5 der Fläche der Schweiz ein. Uns bietet sich die Möglichkeit gegen Kost und Logis etwas zu arbeiten. Das Angebot nehmen wir gerne an und finden uns am nächsten Tag auch bereits beim Ausjäten von „Onion grass“ wieder. Wie die Station selber ist auch die zu bearbeitende Fläche für schweizerische Verhältnisse nicht gerade klein..immerhin ist das Ende des Feldes von blossem Auge zu erkennen.

    Wir verbringen fünf wunderbare Tage mit den Leuten der Frazer Range und zahlreichen Reisenden die hier übernachten. Bernd macht sich bereits am zweiten Tag aus dem Staub.

    Am sechsten Tag machen auch wir uns wieder auf den Weg in Richtung Norseman. Wir kommen aber nicht besonders weit. Etwa nach 16 km ereignet sich das, was wir immer schon befürchtet hatten, dass es eines Tages eintreten würde. Am Strassenrand liegt ein verletztes Kangaroo. Wir halten an und sehen dass das Tier einen gebrochenen Hinterlauf hat. Der Knochen schaut aus dem abgeknickten Bein heraus. Das bereits sehr geschwächte Kangaroo versucht kriechend zu flüchten und verliert bei diesem Fluchtversuch sein Junges aus dem Beutel. Kurz entschlossen setzten wir dem Leiden des Verletzten Tieres ein Ende. Das schreiende Kleine, noch ganz nackt und mit geschlossenen Augen, sammeln wir vom Boden auf und legen es in ein Tuch gewickelt in eine Lenkertasche.

    Nach einer knappen Stunde sind wir dann wieder zurück auf der Fraser Range Station mit dem kleinen Kangaroo im Gepäck. Nach kurzer Zeit ist bereits ein Platz gefunden wo der Kleine zur Aufzucht hingebracht werden kann. Unsere Zeltplatznachbarn werden den Kleinen am nächsten Tag nach Kalgoorli zu einer Aufzucht Station mitnehmen. An diesem Abend ist „Fritzli“ aber die Attraktion auf dem Zeltplatz. Gut eingepackt und von einer Bettflasche gewärmt verbringt er die Nacht in unserem Zelt. Etwa alle zwei Stunden macht er sich krächzend bemerkbar und wird dann auch mittels einer Pipette mit verdünnter Kondensmilch gefüttert. Sollte der kleine Fritzli die folgenden Tage überleben und gross und stark werden so wird er dann wieder auf die Fraser Range Station zurück gebracht wo er von Pai umsorgt wird.

    Unser zweiter Versuch von der Station wegzukommen ist erfolgreich. Nach ca. 100 km sind wir dann nach 1200 km Nullarbor wieder zurück in der „Zivilisation“ oder besser gesagt in Norseman angekommen.

    Zwei weitere Tage benötigen wir um von Norseman nach Esperance zu gelangen wo wir bei strömendem Regen unser Zelt aufstellen. Immerhin hat es hier wieder einmal grünes Gras und nicht nur Sand und Dreck.

    PS: Jetzt haben wir gerade Schwein gehabt dass uns die zwei faulen Australischen Zeltnachbarinnen beim Wegfahren nicht überrollt haben. Sie sind vom Zelt zur Campkitchen gefahren...keine 50 Meter.....

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    “Twenty years from now you will be more disappointed by the things you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.” — Mark Twain